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Anektdoten aus dem Leben meiner Eltern |
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Überraschung
Eines Tages, als wir Anfang der 70er Jahre noch ziemlich frisch in dem Dorfe waren, zugezogen als Fremde ins Mecklenburgische aus Thüringer Land, ereignete es sich, dass ein Einheimischer meine Mutter im Beisein meines Vaters zur Schnecke machen wollte, weil sein Sohn eine schlechte Note von ihr bekommen hatte für seine miese schulische Leistung. Er wetterte auf recht unfeine Art und gebrauchte dabei auch manch unschöne Ausdrücke – in Platt. Nur in Platt, wohl in der Annahme, dass sie eh' nichts verstünde. Mutter verstand in der Tat nur Bahnhof, merkte nur, dass er geladen war und dass dies wohl kein freundliches Gespräch werden sollte.
Vater stand daneben und verzog keine Miene und wartete ab, bis der Mann fertig war, was so seine Zeit dauerte, bis er alles abgeladen hatte vom sprichwörtlichen Misthänger. Als der Mann endlich fertig war, öffnete nun Vater ganz in Ruhe seinen Mund und überraschte den Mann kalt mit Worten, welche dieser von einem aus Thüringen Zugezogenen nun wirklich nicht erwartet hatte, nämlich up Platt. Die Antwort meines Vaters soll vom Feinsten gewesen sein, dass dem Manne schier der Mund offen stand, er kein Wort mehr herausbrachte, auf dem Hacken kehrt machte und von dannen zog. Natürlich sprach sich das recht schnell herum. Das Ergebnis war, dass meine Eltern von da an nicht mehr so sehr als Fremde betrachtet worden sind. Man hatte sie ab da akzeptiert und eigentlich sich sogar sehr gefreut, dass einer mal dem Mann die Meinung gegeigt hatte, da er ortsbekannt war für seine unfeine Art. Der Mann hatte seither es auch nie wieder gewagt, meiner Mutter oder meinem Vater zu nahe zu treten. Dieses Ereignis war im Laufe der Jahre immer wieder einmal einen herzlichen Lacher wert.
Der große Knall
Eines schönen Tages, besser eines frühen Morgens, so um Mitte oder Ende der 70er Jahre,war Vater damit beschäftigt, in der Küche in Horst Wachs in einem offenen Topf auf dem Herd zu verflüssigen. Das tat er, wie er es immer tat, um Wachsformen herzustellen für Gips-Abgüsse. Meine Eltern waren ja beide Kunsterzieher und frönten auch gerne in ihrer Freizeit künstlerischer Betätigung, z.B. das Formen von Gips-Reliefs, wie Schildkröten. Hähne oder Fische, welche dann bemalt und lackiert wurden. Man konnte sie an die Wand hängen und sahen auch sehr dekorativ aus. Doch kehren wir in die Küche des einen frühen Morgens zurück.
Es gab einen lauten Knall. Das hörte sich an, als wenn unser großer alter Steh-Küchenschrank samt Geschirr umgekippt wäre. Dann hörte ich einen Moment später Mutters Stimme sagen: „Vati, um Gottes Willen, was ist denn hier passiert!“ Und der Anblick der Küche sprach für sich. Die Wände waren teils rußschwarz und die weißen Wandschränke waren ebenfalls rußgeschwärzt und zeigten etliche Blasen auf der Oberfläche. Langsam wurde deutlich, was geschehen war und der Bericht Vaters, welcher das Drama gottlob unbeschadet überlebt hatte, vervollständigte das Bild.
Am Anfang war der Topf. Dieser war dreiviertel voll mit flüssigem Stearin gefüllt, der auf einer Herdplatte stand. Vater berichtete, dass er glücklicherweise gesehen hatte, wie ein Tropfen vom Wachs an der Topfwand herunterlief zur heißen Herdplatte. Geistesgegenwärtig warf er sich unter den Küchentisch, als er eine kleine bläuliche Flamme den Topf wieder hochklettern sah. Kaum unterm Tisch geschah das Unvermeidliche. Der offene Topf explodierte. Im Innern des Topfes hatten sich wohl die Dämpfe des Wachses gesammelt. Der große Knall verfärbte unsere Küche und drückte dann auch noch die Doppelscheibe des Küchenfensters so seine 30 – 50 Meter hinaus. Auf Vaters Kopf war nur eine kleine rote Stelle vorhanden, die erahnen ließ, dass es auch hätte anders ausgehen können. Aber Gott sei Dank hatte er die nötige Geistesgegenwart, diese Explosion unbeschadet zu überleben. Die morgens hereinfahrenden Schüler wunderten sich nur, was wir da vor dem Haus sammelten, als wir die Glasscherben auflasen. Die Küche wurde wenig später runderneuert. Wachs wurde seither nie wieder auf dem Herd flüssig gemacht. Einmal reicht!
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